Ehrenamtsschulung für Ehrenamtliche der Kontaktstellen PflegeEngagement

Die kostenfreie Schulungsreihe richtet sich an ehrenamtlich Engagierte der Berliner Kontaktstellen PflegeEngagement die im Umfeld häuslicher Pflege alltagsnahe Unterstützung leisten möchten. Auftretende Fragen sollten am besten im Vorfeld eines Engagements geklärt werden. Ehrenamtliche, die ihre Tätigkeit bereits aufgenommen haben sind ebenfalls eingeladen, ihr Wissen aufzufrischen und ihre Erfahrungen einzubringen.

In 14 Modulen mit einem Gesamtumfang von 30 Stunden werden Grundlagen zur Unterstützung häuslicher Pflege-Arrangements, alleinlebender Menschen, Begleitung von Selbsthilfegruppen und nachbarschaftlicher Hilfenetze vermittelt.

Zusätzlich zum Erwerb oder der Auffrischung von erforderlichen Kenntnissen sollen Teamgefühl, Identifikation mit den Zielen der Kontaktstellen und der Austausch untereinander gestärkt werden.
Neben den für alle verbindlichen Inhalten können die Ehrenamtlichen ein Modul entsprechend ihrem gewünschten Tätigkeitsfeld wählen:

a) Besuchsdienst und Angehörigenbegleitung,
b) Gruppenbegleitung oder
c) nachbarschaftliches Engagement

Die Schulungsreihe findet einmal jährlich, über das laufende Kalenderjahr bei SEKIS in Berlin-Charlottenburg statt. Für Konzeption und Durchführung sind die Kontaktstellen PflegeEngagement und das Kompetenzzentrum Pflegeunterstützung verantwortlich.

Zu jedem Modul erhalten die Teilnehmenden ein Skript und ergänzende Literaturhinweise. Am Ende der Schulungen gibt es eine Teilnahmebescheinigung.


Inhalte und Module der Schulung (Curriculum)

BASISMODULE

Modul  | 1,5 Stunden
Vorstellung Berliner Kontaktstellen PflegeEngagement

Zu Beginn der Schulungsreihe lernen Sie sich untereinander kennen. Sie bekommen eine kurze Einführung zu Geschichte, Handlungsgrundlagen und den Aufgaben der Berliner Kontaktstellen PflegeEngagement.
Welche ehrenamtlichen Tätigkeiten sind möglich?
Was erwartet mich in meinem ehrenamtlichen Engagement?
Sie erhalten einen Einblick in die Rahmenbedingungen und tauschen sich über Ihre Erwartungen und Wünsche aus.


Modul | 2 Stunden
Rolle im Ehrenamt I Nähe und Distanz
Als Engagierte*r der Kontaktstellen PflegeEngagement bewegen Sie sich in einem Spannungsfeld unterschiedlicher Erwartungen. Die unterstützten Personen, die Angehörigen, die Gruppenteilnehmenden, die Mitarbeitenden der Kontaktstelle – alle haben Wünsche an Sie. Ihre Tätigkeit hat definierte Grenzen. Pflegerische Tätigkeiten sind zum Beispiel ausgeschlossen. Auch Ihre eigenen Erwartungen an Ihre Tätigkeit sollen nicht zu kurz kommen – wo bleibe ich?
Was hilft mir dabei, mich abzugrenzen?                    
Mit Theorie und durch Erfahrungsaustausch nähern Sie sich den Themen „persönliche Grenzen“ und „Nähe und Distanz“. Anhand von Praxisbeispielen lernen Sie, Strategien für Situationen in Ihrem Ehrenamt zu entwickeln, in denen ein „Grenzen setzen“ für Sie wichtig ist.


Modul | 2,5 Stunden
Zielgruppe alter Menschen 

Mit zunehmendem Lebensalter steigt das Risiko von gesundheitlichen Einschränkungen. Verschiedene Krankheitsbilder wie z.B. Herz-Kreislauferkrankungen, Schlaganfall, Diabetes, Parkinson werden vorgestellt.
Zunehmender Unterstützungsbedarf ist häufig mit einem Verlust von Selbstbestimmung und mit Abschied von Gewohntem verbunden.
Welche Auswirkungen haben Erkrankungen auf den Alltag?
Was brauchen ältere Menschen, um sich verstanden zu fühlen?
Sie erfahren über Beispiele, mit welchen Verlusten Menschen im höheren Alter umgehen müssen und wie Sie als ehrenamtliche Begleitung dem Menschen eine Stütze sein können.


Modul | 2,5 Stunden
Kommunikation und Gesprächsführung

Kommunikation kann verbal und nonverbal und auf verschiedenen Wegen stattfinden.
Wie gelingt es, in Gesprächen mit Angehörigen und pflegebedürftigen Menschen eine hilfreiche Rolle einzunehmen?
Grundlage für eine „gute“ Gesprächsführung ist das Wissen um gesprächsfördernde und gesprächsstörende Aspekte. Anhand von anschaulichen Beispielen lernen Sie, wie Kommunikation wirkt und gelingen kann.
Und wenn es zu Konflikten kommt?
Wie erkenne ich eine Krise und wie kann ich reagieren?
Krisen gehören zum Leben und können meist durch eigene Ressourcen bewältigt werden. Sie erfahren auch, wo Sie für sich und andere in Krisensituationen Hilfe holen können.


Modul | 2,5 Stunden
Die Situation von pflegenden Angehörigen und Entlastungsmöglichkeiten

Die Entscheidung, als Nahestehende* r eine pflegebedürftige Person zu versorgen, hat Auswirkungen auf das eigene Leben und das Familienleben insgesamt. Viele pflegende Angehörige vernachlässigen auf lange Sicht die eigenen Bedürfnisse. Nicht selten sind gesundheitliche Einschränkungen auch bei den Pflegenden die Folge.
Welche Entlastungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige sehe ich?
Was kann ich für die Familie tun?
Gemeinsam sammeln Sie Ideen für entlastende Momente. Einen wichtigen Beitrag leisten Sie: allein Ihr Besuch ist für alle Beteiligten bereichernd.


Modul | (1,5 Stunden)
Notfallsituationen

Möglicherweise werden Sie im Rahmen Ihrer Tätigkeit mit gesundheitlichen Notsituationen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder epileptischem Anfall konfrontiert, die schnelles Eingreifen erfordern. Wie erkenne ich einen Notfall?
Wie setze ich einen Notruf ab?
Wie reagiere ich angemessen? Was darf ich nicht?
Eine gute Vorbereitung erleichtert besonnenes Handeln und nimmt die Angst. Dieses Modul ist kein Ersatz für den Erste-Hilfe-Kurs.


Modul | 1 Stunde
Reflexion der Schulung

Im ersten Modul haben wir Sie nach Ihren Wünschen, Erwartungen und Befürchtungen an die Basis-Schulung gefragt. Sie haben die Gelegenheit, zurück zu schauen und zu reflektieren: was hat sich für mich bestätigt, was wurde nicht erfüllt? Hat mir inhaltlich etwas gefehlt?
Fühle ich mich gut vorbereitet auf die bevorstehenden Aufgaben?
Was könnten wir besser machen? Wir freuen uns über Ihre Anregungen.

Sie erhalten eine Teilnahmebescheinigung.

Alle Module sind als Einstieg in die jeweiligen Themen und Fragestellungen konzipiert. Vielleicht haben Sie den Wunsch nach Vertiefung einzelner Themen. Die Mitarbeitenden der bezirklichen Kontaktstellen nehmen Ihre Themenvorschläge für die regelmäßigen Austauschtreffen gerne auf.
Bis zum Ende des Jahres haben Sie nun die Gelegenheit, sich in den Ergänzungsmodulen mit weiteren Fragestellungen auseinander zu setzen, die im Rahmen Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit auf Sie zukommen könnten.

 

ERGÄNZUNGSMODULE

Optionales Praxismodul | 4 Stunden
Besuchsdienst und Angehörigenbegleitung

Praxisnah werden Situationen vorgestellt, die Ihnen bei Besuchen und in der Begleitung von pflegenden Angehörigen begegnen können.
Was gehört zum Besuchsdienst?
Wie kann ich die Besuchszeit gestalten?
Wie kann ich auf Herausforderungen angemessen reagieren?
Gemeinsam erstellen Sie einen Methodenkoffer mit kleinen Handreichungen. Das Ergebnis ist eine Vielfalt an konkreten und leicht umsetzbaren Beschäftigungsmöglichkeiten. Sie dienen Ihnen zur Anregung, um Besuchssituationen passend an die Bedürfnisse der unterstützten Person gestalten zu können.


Optionales Praxismodul | 4 Stunden
Gruppenbegleitung

In einer Gruppe kann große Kraft stecken – zusammen sind wir stärker. Diese Wirkung haben Sie sicher selbst schon erfahren.
Was ist eine Selbsthilfegruppe?
Was ist Pflegeselbsthilfe?
Was ist meine Rolle als Gruppenbegleitung?
Sie bekommen einen Einblick in die Geschichte der „klassischen“ (gesundheitsbezogenen oder sozialen) Selbsthilfe und in die Entwicklung der Pflegeselbsthilfe. Sie lernen die Wirkungen und die Dynamiken innerhalb von Gruppen kennen und entwickeln ein Verständnis für Ihre Rolle. Sie erhalten praxisnahe Tipps und Anregungen zu Struktur und Gestaltung von Gruppentreffen.

 

Optionales Praxismodul | 4 Stunden
Nachbarschaftliches Engagement

Engagement in der Nachbarschaft kann sehr vielfältig sein. Auch nachbarschaftliche Unterstützung für ältere Menschen und pflegende Angehörige bietet viele Möglichkeiten.
Die Begriffe „Nachbarschaft“ und „Nachbarschaftshilfe“ werden definiert.
Was bedeutet mir Nachbarschaft?
Wie kann nachbarschaftliches Engagement aussehen?
Wo liegen die Chancen und Grenzen?
Sie lernen verschiedene Projekte und Strukturen von Nachbarschaftshilfen kennen.  Im Austausch entwickeln Sie Ideen zur Initiierung von nachbarschaftlichen Hilfenetzen.

 

Modul| 2 Stunden
Krankheitsbild Demenz

Der Umgang mit Menschen mit Demenz stellt eine besondere Herausforderung dar.
Was ist eine Demenzerkrankung?
Wie gehe auf Menschen mit einer Demenz ein?
Grundlagen über die Erkrankung werden vermittelt. Wissen über die durch Demenz ausgelösten Veränderungsprozesse soll es Ihnen erleichtern, Verständnis für die Lebenssituation Betroffener und Sicherheit im Umgang mit ihnen zu entwickeln.

 

Modul | 2,5 Stunden
Abschied und Trauer                                    

Im Rahmen Ihres Engagements für Ältere und teilweise chronisch Erkrankte können auch Abschiede, Tod und Trauer eine Rolle spielen. Gut vorbereitet sein, kann den Umgang mit diesen „schweren“ Themen erleichtern. Im Erfahrungsaustausch nähern Sie sich dem Thema.
Was brauchen Trauernde?
Wie kann ich einen Menschen im Trauerprozess unterstützen?
Trauerrituale, Trauerprozesse und Möglichkeiten der Trauerbegleitung werden vorgestellt. Auch hier geht es wieder um das Benennen Ihrer eigenen Grenzen. Sie erfahren auch, an welche professionellen Dienste Sie verweisen und an wen Sie sich selbst wenden können.

 

Modul | 2 Stunden
Pflegeversicherung I Pflegebedürftigkeit und Unterstützungsbedarf im Alltag

Sie erhalten einen Überblick über wichtige Inhalte des Pflegeversicherungsgesetzes. Welche Unterstützung bietet die Pflegeversicherung für Pflegebedürftige und pflegende Angehörige? Wem stehen Leistungen der Pflegeversicherung zu und wie werden sie beantragt? Ein*e Mitarbeiter*in aus einem Berliner Pflegestützpunkt definiert „Pflegebedürftigkeit“ und erklärt die Zuordnung zu den einzelnen Pflegegraden sowie die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst.

 

Modul | 2 Stunden
Wohnen im Alter

Die meisten Menschen möchten auch im Alter weiterhin in der eigenen Wohnung leben. Wenn ich aber nicht mehr zu Hause leben kann – muss ich gleich „ins Heim“ oder welche Wohnformen gibt es noch? Verschiedene Wohnformen für ältere Menschen wie Service-Wohnen, Pflege-Wohngemeinschaft, Pflegeheime und gemeinschaftliches Wohnen werden vorgestellt.
Was macht die unterschiedlichen Wohnformen aus?
Wo liegen Gemeinsamkeiten und Unterschiede?
Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es und worauf ist zu achten?

 

Modul | 2 Stunden
Menschen sind verschieden – geschlechtliche und sexuelle Vielfalt

Das Thema Diversität hat eine zunehmende Bedeutung in der gesamten Gesellschaft. Das gilt auch für das Pflege- und Entlastungssystem. Allein in Berlin leben über 40.000 Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Inter* (LSBTI*) über 65 Jahre. Gleichzeitig wächst der Bedarf insgesamt an LSBTI*, die Pflege und Betreuung in Anspruch nehmen. Im pflegerischen Setting bleiben sie meist unsichtbar. Sie bekommen einen ersten Eindruck über die besonderen Bedarfe von LSBTI*. Des Weiteren werden Ihnen folgende Inhalte vermittelt:

  • Basiskenntnisse zu Sprache und Begriffen der einzelnen Communities
  • Lebensweltliche Besonderheiten von LSBTI*
  • Fallbeispiele und Praxistipps für die lsbtiq*-sensible Betreuung

 

Modul | 2 Stunden
Menschen sind verscheiden - kulturelle Vielfalt

Wir leben in einer Gesellschaft der Vielfalt. Auch im Rahmen Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit kommen Sie mit Menschen unterschiedlicher kultureller, religiöser und sozialer Herkunft in Kontakt.

  • Worin können kulturspezifische Unterschiede liegen?
  • Wie entstehen Vorurteile?
  • Was ist Diskriminierung, wo fängt sie an?
  • Ich habe keine Vorurteile – oder doch?

Sie bekommen die Gelegenheit, sich (kritisch) mit der eigenen Wahrnehmung auseinandersetzen und erleben die Bedeutung von Kommunikation im Kontext gesellschaftlicher Vielfalt.


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